geboren wurde ich im Frühjahr 1977 als Mädchen. Schon im Kleinkindalter verhielt ich mich eher typisch jungenhaft. Zur damaligen Zeit lebten wir auf einem Bauernhof und ich war meist im "Dreck" zu finden. Spielzeuge hatte ich für Mädchen, wie auch für Jungen. Im Kindergarten fiel mir dann später immer wieder auf, dass ich doch 'anders' empfand, als die anderen Kinder. Da war ich 3- 4 Jahre alt. Ein einschneidendes Erlebnis mit einem Mädchen aus meiner Gruppe machte mir bewusst, dass ich kein Mädchen bin. Doch die Enttäuschung war groß, dass da "unten nichts war". Das Mädchen machte mir Mut, dass das bestimmt noch kommen würde. So lebte ich mit dem Wunschgedanken jahrelang als Mädchen in einer Art Schublade, bis die Pubertät anfing. Ab dann wurde alles ein Martyrium. Anstatt der erhofften männlichen Geschlechtsteile, wuchs die weibliche Brust und die Menstruation trat ein. Ich kam mit mir nicht zurecht, machte Fehler, wurde straffällig. Noch heute zahle ich an diesen Dummheiten. Zudem hatte ich Angst vor dem Leben, jedem Atemzug, den ich machte. Bis es einmal wieder richtig eskalierte vor inzwischen 8 Jahren. Eine Rechtsanwältin, der ich mich anvertraute, ermutigte mich, endlich zu mir zu stehen und den neuen Weg zu gehen. Das tat ich und die Metamorphose, wie ich mein Dasein auch gerne nenne, nahm ihren Lauf. Das Selbstwertgefühl wuchs, ich kann auf Menschen zu gehen, ihnen in die Augen sehen und lebe mein Leben als Mann.
Es gibt Neuigkeiten für den Lebenslauf: Seit die Operationen abgeschlossen waren, konnte ich mich wieder um den Arbeitsmarkt kümmern. Leider zeigte sich, dass nicht alle Berufsbereiche für mich geeignet sind. Nach kurzer Arbeitszeit als Hilfskraft im Verkauf verlor ich die Arbeit wieder. Um nicht in ein schwarzes Loch der Depressionen zu stürzen, engagierte ich mich noch mehr ehrenamtlichin der Kirche. Das war genau das richtige. So lernte ich mich besser kennen, lernte meine Belastbarkeit besser einzuschätzen. So kann ich mich bei zukünftigen Arbeitssuchen besser einschätzen, weiß wo ich mich bewerben kann und wo nicht. Derzeit vertrete ich immer wieder unsere erkrankte Mesnerin. Es ist eine tolle Sache, die sehr hilft. Ich bin dankbar und freue mich jeden Tag, dass diese kleine Aufgabe da ist. So lange bis die Nachfolgerin der Mesnerin ihren Dienst antreten wird, da die bisherige Mesnerin in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen wird. Danach werde ich allerdings auch weiter Arbeit suchen. Wie aktuell auch! Dieses Ehrenamt hat Pluspunkte: - Rhythmus für den Arbeitsalltag - Umgang mit Menschen - Belastbarkeit feststellen - Bewegung (schließlich fahre ich mit dem Rad bei Wind und Wetter; laufe dann immer quer durch die Kirche als Mesner)
Beruflich hat sich seit dem letzten Beitrag nicht viel getan. Nur die Mithilfe in der Kirche hat sich vermehrt. Dafür bin ich immer noch unendlich dankbar, denn ohne diese Aufgaben würde ich unglücklich sein. Nebenher bin ich in einer Betreuungsgeschichte behilflich, sowie in Sachen Bürohilfe. Was richtiges und festes hat sich bisher nicht ergeben. Aber: Für mich ist jede kleine Aufgabe ein Schritt in die richtige Richtung.